Pressemitteilung: Europäisches Netzwerk “Women against Violence Europe (WAVE)” startet Step up! Kampagne

Eine Kampagne für das Recht von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen auf Hilfe und Unterstützung

Europaweit erlebt 1 von 3 Frauen mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. Trotzdem fehlt in vielen europäischen Staaten der Zugang zu spezialisierten Unterstützungsangeboten. Nur 15 von 46 europäischen Ländern stellen ein frauenspezifisches Hilfetelefon zur Verfügung und in ganz Europa fehlen mindestens 47.000 Plätze in Frauenhäusern. „Frauenspezifische Unterstützungsangebote werden in vielen europäischen Ländern finanziell extrem vernachlässigt. Aus diesem Grund steht Frauen oft keine ausreichende Hilfe zur Verfügung. Wir rufen EU-Behörden, nationale Regierungen und andere Interessierte dazu auf ihre Investitionen zu erhöhen, um Gewalt an Frauen endgültig zu beenden“, sagt WAVE-Präsidentin Rosa Logar aus Wien.

Heute startet das Netzwerk „Women against Violence Europe (WAVE)“ die Step up! Kampagne

Die auf zwei Jahre angelegte Kampagne wird in ganz Europa die Rechte von Frauen mit Gewalterfahrung und ihren Kindern auf Zugang zu Unterstützung und Schutz einfordern und sich dafür einsetzen. Gewalt gegen Frauen ist eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen und kann tödlich enden – 2012 wurden geschätzte 47% aller Morde an Frauen durch ein Familienmitglied oder einen Partner verübt.

In den meisten Gesellschaften ist Gewalt an Frauen verboten – die Realität ist häufig jedoch anders. Gewalttaten werden verschleiert und stillschweigend hingenommen und Frauen bleiben weiter der Gewalt ausgesetzt. Um Frauen eine Alternative bieten zu können, bedarf es spezifischer Beratungsangebote und Schutzeinrichtungen. Alle europäischen Staaten sind dazu aufgerufen, ihre Anstrengungen für den Schutz gewaltbetroffener Frauen zu erhöhen und einen echten Wandel voranzutreiben.

Der WAVE-Bericht 2015 zeigt das eklatante Fehlen ausreichender Frauenunterstützungseinrichtungen auf:

  • Nur 16 von 46 europäischen Ländern stellen eine kostenlose rund um die Uhr erreichbare Hotline für Frauen mit Gewalterfahrung zur Verfügung
  • Laut den Standards des Europarats fehlen in Europa mehr als 47.000 Plätze in Frauenhäusern, hier ist vor allem in den sogenannten neuen EU-Ländern und nicht-EU-Ländern ein deutlicher Mangel zu sehen
  • Fachberatungsstellen für Frauen und Mädchen, die vergewaltigt wurden, stehen in den meisten Ländern nicht zur Verfügung
  • Für viele Frauen sind die Beratungsangebote nur schwer zugänglich. Zu dieser ausgegrenzten Gruppe gehören: Frauen, die zu ethnischen Minderheiten gehören, Migrantinnen mit oder ohne Papiere, Frauen mit Behinderung, ältere Frauen sowie Lesben und Trans*.

Das WAVE-Netzwerk und der bff rufen die politischen Entscheidungsträger dazu auf, sich auf einem nationalen und europäischen Niveau zu folgenden Verbesserungen zu verpflichten:

1) präventive Arbeit zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und den Schutz von Betroffenen als dringende Priorität zu erkennen;

2) ALLEN Frauen und deren Kindern Zugang zu spezialisierter Betreuung zu ermöglichen;

3) mehr spezialisierte Betreuungsangebote zu schaffen (insbesondere Frauen-Hotlines, Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe);

4) einen gender-sensiblen Zugang zu qualitativ hochwertiger Unterstützung zu fördern. Gewährleistung der Unterstützung durch unabhängige Frauenorganisationen mit Fokus auf die Bedürfnisse und Rechte der Frauen.

Die Kampagne Step Up! Wird die teilnehmenden Länder 2016 und 2017 begleiten. Am 25.Mai startet die Kampagne offiziell mit der Veröffentlichung des Kampagnenvideos auf https://www.youtube.com/watch?v=lvcu2lZgpNE

Verfolgen Sie die einzelnen Kampagnenaktivtäten auf www.wave-network.org  #StepUpWAVE sowie auf www.frauen-gegen-gewalt.de

Quellen:

European Union Fundamental Rights Agency (FRA). 2014. Violence against women – an EU-wide survey. Available at: http://fra.europa.eu/en/publication/2014/violence-against-women-eu-wide-survey-main-results-report 

Gracia, E. and Lila, M. 2015. Attitudes towards violence against women in the EU. Available at: http://ec.europa.eu/justice/gender-equality/files/documents/151125_attitudes_enege_report_en.pdf 

United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC). 2013. Global study on homicide – trends, contexts, data. Available at: https://www.unodc.org/documents/gsh/pdfs/2014_GLOBAL_HOMICIDE_BOOK_web.pdf 

Women against Violence Europe (WAVE). 2016. WAVE Report 2015 – On the role of specialist women’s support services in Europe. Available at: http://fileserver.wave-network.org/researchreports/WAVE_Report_2015.pdf 

V.i.S.d.P.: Silvia Zenzen/ bff

Der bff ist der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe. Er leistet Aufklärung, Sensibilisierung, Fortbildung und Politikberatung zum Thema Gewalt gegen Frauen und vertritt mehr als 170 ambulante Fachberatungs-stellen aus dem gesamten Bundesgebiet.

Kontakt: presse@bv-bff.de; Telefon: 030-32299500, www.frauen-gegen-gewalt.de