Tipps für Medien zur Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt und der Umgang mit Betroffenen

Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen (darunter sexualisierte, häusliche, psychische und digitale Gewalt) fand lange Zeit in der öffentlichen Berichterstattung wenig Beachtung.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist jede Form von Gewalt, die Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit erfahren. Dazu gehören alle körperlichen, sexualisierten, psychischen und digitalen Gewalthandlungen, durch die Frauen und Mädchen verletzt werden, eben weil sie Frauen oder Mädchen sind. Die Täter sind vor allem cis-männlich. Auch trans, intergeschlechtliche oder nicht-binäre Menschen, die der normativen Einteilung in Männer und Frauen nicht entsprechen, erleben oft Gewalt aufgrund der Geschlechtsidentität.

Erst seit den 1970er Jahren mit dem Erstarken der Frauenbewegung wurde Gewalt gegen Frauen und Mädchen zum öffentlich diskutierten Thema. Dies ist dem Mut vieler Frauen zu verdanken, die über ihre Gewalterfahrungen und die Folgen sprachen. Auch Journalist*innen tragen dazu bei, indem sie wiederholt und differenziert das Thema aufgreifen.  

Ein Beispiel ist die #metoo-Bewegung: Weltweit berichten seit mehreren Jahren Betroffene über ihre Erfahrungen mit sexualisierter Belästigung und Gewalt – in privaten Beziehungen, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum. Die enorme mediale Resonanz hat zu einer gesellschaftlichen Diskussion geführt und - zumindest in einzelnen Fällen – auch zu Konsequenzen für die Täter. Gewalt zu erleben bedeutet oft Kontrollverlust, Angst und Ohnmacht. Nach der Tat haben die Reaktionen des direkten sozialen Umfeldes, aber auch der Umgang der Gesellschaft einen wesentlichen Einfluss darauf, wie gut die Verarbeitung der erlebten Gewalt gelingt. Eine differenzierte, respektvolle und betroffenensensible Umgangsweise kann stärkend dazu beitragen. Die Gewalt ist ein Teil der Geschichte, aber auch Stärken, die (Über-)Lebenskraft und der Mut von Betroffenen werden sichtbar. Eine voyeuristische Berichterstattung in den Medien kann hingegen retraumatisierend für die Betroffenen sein, die Gewalt in der Gesellschaft stabilisieren und somit individuell und gesellschaftlich schädlich sein.

Welche positiven Auswirkungen hat eine gelungene Berichterstattung?

  • Über Gewalt zu sprechen und das Problem sichtbar zu machen, trägt zur gesellschaftlichen Sensibilisierung und Prävention bei.
  • Betroffene erfahren, dass sie mit dem, was sie erlebt haben, nicht alleine sind.
  • Betroffene, Unterstützungspersonen und Fachkräfte erhalten konkrete Informationen, z.B. über bundesweite Unterstützungsmöglichkeiten, wie die bff-Fachberatungsstellen
  • Viele Fachberatungsstellen verzeichnen bei einer großen medialen Präsenz des Themas steigende Kontaktaufnahmen durch Betroffene.
  • Es kann aufgezeigt werden, welche Unterstützung Betroffene als hilfreich erleben und was wir als Gesellschaft – und jede*r von uns – tun können, um gegen alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt vorzugehen und Betroffene zu unterstützen.

Folgende Informationen stellen wir zur Verfügung:

Hinweise und Tipps für die Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen und Kinder

Hinweise für die Interviewführung mit Betroffenen

weitere Informationen für Medien