Sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch in Therapie und Beratung

Folgen

Gewalt zu erleiden kann für die Betroffenen, aber auch für ihr soziales Umfeld, massive Folgen haben. Im Fall von Machtmissbrauch und Übergriffen in Therapie und Beratung kommen einige spezifische Folgen hinzu. Diese können bereits während der Therapie bzw. Beratung auftreten oder mit Verzögerung nach deren Beendigung oder Abbruch.

Das Ausmaß der Folgen ist nicht allein von der Missbrauchsform sowie der Dauer und Häufigkeit des Missbrauchs abhängig, sondern auch von der individuellen Biografie der Klientin, ihren früheren Erfahrungen und Verletzungen, ihrer aktuellen psychischen Verfassung und Lebenssituation.

Als Folgen eines sexuellen Missbrauchs in der Therapie beschreiben Betroffene u.a. Identitäts- und Grenzfindungsstörungen oder emotionale und sexuelle Beziehungsunfähigkeit. Viele leugnen oder bagatellisieren den Missbrauch und empfinden eine Ambivalenz von Liebe und Hass gegenüber dem*der Therapeut*in. Häufig treten auch Gefühle wie Trauer, Schmerz, Schuld- und Schamgefühle oder Gefühle eigener Wertlosigkeit auf. Einige Betroffene werden durch sexuellen Missbrauch in Therapie oder Beratung mit Erinnerungen an frühere Missbrauchserfahrungen überschwemmt. Bei vielen zeigen sich neue Symptome und/oder frühere Symptome werden verfestigt und verstärkt.

Darüber hinaus entwickeln viele der betroffenen Mädchen und Frauen ein tiefes Misstrauen gegenüber Psychotherapien oder Beratungssituationen.

Die Furcht, in einer Folgetherapie erneut Schaden zu nehmen, schränkt die Möglichkeiten zur Bearbeitung und Bewältigung ihrer Probleme und des erlebten Missbrauchs ein.