Strukturelle Gewalt

Merkmale und Tatsachen

Frauen sind von struktureller Gewalt betroffen.

Strukturelle Gewalt umfasst gesellschaftliche, wirtschaftliche oder kulturelle Strukturen und Bedingungen, die Einzelpersonen oder Personengruppen benachteiligen. Dazu zählen alle Formen von Diskriminierung, wie die ungleiche Verteilung von Einkommen und Ressourcen, Bildungschancen und Lebenserwartungen.

Manche Gruppen von Frauen erfahren aufgrund von Mehrfachdiskriminierung in besonderem Maße strukturelle Gewalt.

Strukturelle Gewalt hindert Individuen daran, ihre Potenziale und Möglichkeiten voll zu entfalten. Begrifflich wird sie von persönlicher oder direkter Gewalt, d.h. Gewalt, die von einer oder mehreren Personen direkt verübt wird, unterschieden.

Strukturelle Gewalt zieht nicht automatisch die Ausübung direkter Gewalt nach sich. Aber direkte Gewalt gegen Frauen ist immer eingebettet in gesellschaftliche und strukturelle Machtverhältnisse, die Frauen benachteiligen.

Betroffene von direkter Gewalt bringen ihre Situation jedoch häufig nicht mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Diskriminierung in Verbindung.

Ungleiche Machtverhältnisse in einer Gesellschaft sind sehr häufig zum Nachteil von Frauen. Frauen sind besonders stark von struktureller Gewalt betroffen und in ihren Entwicklungs- und Lebenschancen eingeschränkt. Ein Beispiel dafür sind Benachteiligungen und Diskriminierungen von Frauen im Erwerbsleben, etwa der Gender Pay Gap (Geschlechter-Lohnlücke). Das bedeutet, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt 22% weniger Geld verdienen als Männer.

Der Zusammenhang von direkter Gewalt mit struktureller Gewalt kann sich zum Beispiel bei häuslicher Gewalt zeigen. So sind Frauen z.B. aufgrund des geringeren Verdienstes immer noch oft ökonomisch von Männern abhängig und verbleiben vielleicht deswegen lange in einer Gewaltbeziehung.

Strukturelle Gewalt trifft nicht alle Frauen in gleichem Maße. So sind zum Beispiel Frauen mit Behinderung in höherem Maße von struktureller Gewalt betroffen, zum einen aufgrund der mit der Behinderung einhergehenden Abhängigkeiten und Diskriminierungen, zum anderen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Aber auch Frauen mit geringeren Bildungschancen, von Armut betroffene Frauen, Frauen mit Migrationsgeschichte, lesbische oder bisexuelle Frauen, trans- oder intergeschlechtliche Personen erfahren aufgrund von Mehrfachdiskriminierung in stärkerem Maße strukturelle Gewalt.