Organisierte und rituelle Gewalt
Merkmale und Tatsachen
Organisierte sexualisierte Gewalt ist die systematisch geplante und wiederholte Anwendung schwerer sexualisierter Gewalt (in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt) an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch Zusammenarbeit mehrerer Täter*innen bzw. Täternetzwerke.
Oft gehören dazu kommerzielle sexuelle Ausbeutung (Zwangsprostitution) und die Produktion und Verbreitung von Abbildungen sexualisierter Gewalt (sogenannte Kinderpornografie oder Gewaltpornografie).
Dient eine Ideologie zur Begründung oder Rechtfertigung der Gewalt, wird dies als rituelle Gewalt bezeichnet. Betroffene berichten z.B. von satanistischen und (pseudo-)religiösen Kulten und faschistischen Gruppierungen, in denen organisierte rituelle Gewalt stattfindet. In manchen Strukturen sind Familien generationenübergreifend eingebunden. Es erfolgt eine frühkindliche Bindung an Täter*innen, Gruppe und Ideologie. Hinzu kommt ein Schweigegebot. Aussteigende werden unter Druck gesetzt, erpresst und verfolgt.
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindemissbrauchs initiierte ein Forschungsprojekt zu organisierter und ritueller Gewalt. Zudem konnten Betroffene der Kommission von ihren Erfahrungen berichten. Bei vielen Betroffenen begann die Gewalt in früher Kindheit und dauerte bis in das Erwachsenenalter an. Die Täter*innen kamen oft (auch) aus der Herkunftsfamilie bzw. dem sozialen Nahraum. Erwachsene Betroffene berichten von weitreichenden Auswirkungen auf ihr heutiges Leben. Auch wird berichtet, dass es bisher zu wenig Unterstützungsangebote gibt, die spezifisch, bedarfsgerecht und langfristig verfügbar sind.