Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ (2004)

Für Deutschland gibt es repräsentative Zahlen zur Gewaltbetroffenheit von Frauen aus einer Studie von Ursula Müller und Monika Schröttle, die für das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wurde.

Die Studie stammt aus dem Jahr 2004, eine erneute repräsentative Studie, die den Verlauf der Prävalenzen überprüft sowie neuere Erkenntnisse zu geschlechtsspezifische Gewalt und Formen digitaler Gewalt erhebt, ist dringend erforderlich.

Ergebnisse der Studie

Wie viele Frauen sind von Gewalt betroffen?

  • 40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
  • 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner (häusliche Gewalt) erlebt.
  • 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.
  • 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.

Häusliche Gewalt als besonders häufige Erscheinungsform von Gewalt gegen Frauen:

  • Gewalt gegen Frauen wird überwiegend durch Partner oder Expartner und im häuslichen Bereich verübt.
  • Frauen in Trennungs- oder Scheidungssituationen sind besonders gefährdet, Gewalt durch den (Ex-)Partner zu erfahren.
  • Kinder sind oft von Anfang an in das Gewaltgeschehen gegen die Mutter involviert. 20% derjenigen Frauen, die in ihrer letzten Partnerschaft Gewalt erlebt haben, gaben die Geburt als das gewaltauslösende Ereignis an, weitere 10% die Schwangerschaft.
  • 31 % der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen gaben an, bisher eine Gewaltsituation durch ihren Partner erlebt zu haben, 36 % nannten 2 - 10 Situationen, 33 % erlebten mehr als 10 und bis zu 40 Situationen.
  • 9 % der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen gaben an, dass sich die körperlichen Übergriffe ausschließlich auf erzwungene sexuelle Handlungen bezogen. Bei 70 % bezogen sich die Übergriffe ausschließlich auf körperliche Auseinandersetzungen und bei 20 % sowohl auf sexualisierte wie auf körperliche Übergriffe.

Folgen von Gewalt:

  • Mehr als die Hälfte der von körperlicher Gewalt betroffenen Frauen hat körperliche Verletzungen aus Übergriffen davongetragen, von diesen hat ein Drittel deshalb medizinische Hilfe in Anspruch genommen.
  • Je nach Gewaltform haben 56% bis 80% der Betroffenen psychische Folgebeschwerden davongetragen (Schlafstörungen, Depressionen, erhöhte Ängste etc.). Besonders hoch war der Anteil bei psychischer und bei sexueller Gewalt.
  • Gewalt markiert im Leben der Frauen oft einen Bruch mit den gewohnten Beziehungs- und Lebensbezügen, auch wenn der Täter nicht der Partner ist (z.B. Trennung, Wohnungswechsel, Kündigung des Arbeitsplatzes).

Sprechen Betroffene über das Erlebte und wenn ja, mit wem?

  • 37% der von körperlicher und 47% der von sexueller Gewalt Betroffenen haben mit niemandem darüber gesprochen. Die Anteile sind noch höher, wenn der Täter der aktuelle oder frühere Beziehungspartner ist.
  • Wenn Frauen über die erlebte Gewalt sprechen, dann zuerst und am häufigsten mit Personen aus ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld.