"Kontextualisierte Traumaarbeit: eine partizipative Forschung"

Der bff führt gemeinsam mit Prof. Dr. Ariane Brenssell von der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel ein partizipatives Forschungsprojekt durch.

Als Forschungskooperative beteiligen sich forschende Beraterinnen aus 21 Fachberatungsstellen.

Das Forschungsprojekt untersucht die Bedeutung einer kontextualisierten Traumaarbeit für die Bearbeitung von Gewaltfolgen:

  • Was kennzeichnet eine kontextualisierte oder gesellschaftlich vermittelte Traumaarbeit in der Praxis der Beratung und Intervention im Arbeitsfeld Gewalt gegen Frauen?
  • Wie werden Ansätze des kontextualisierten Traumaverstehens  in der Beratungs- und Interventionspraxis verankert und umgesetzt?
  • Welche spezifische Bedeutung haben kontextualisierte Beratungs- und Unterstützungsformen  für die  Bearbeitung von Traumata?

Theoretische Bezüge
Das Konzept des "traumatischen Prozesses"  (Hans Keilson)  geht davon aus, dass für die Möglichkeiten der Bearbeitung von Gewaltfolgen und Traumata  auch entscheidend ist, was nach dem Trauma passiert. Zum Beispiel: Wie wird einer Frau nach einer Vergewaltigung begegnet? Bekommt sie die für sie nötige Unterstützung? Wird ihre Wahrnehmung ernst genommen?

Traumatische Erfahrungen sind gesellschaftlich vermittelt: die Kritische Psychologie geht davon aus, dass die gesellschaftliche Vermitteltheit von Erfahrungen erfasst werden muss, um Probleme in der Bearbeitung  von Gewaltfolgen/Traumata angemessen analysieren zu können.

Genderbezogene Theorien  zeigen, dass Gewalt gegen Frauen  im Kontext von strukturellen Machtverhältnissen  zu verstehen ist und dass diese auch in der Bearbeitung von Gewaltfolgen Bedeutung hat.

Partizipative Forschung: Gemeinsam Forschen und Intervenieren
Das Forschungsprojekt ist partizipativ. Praktikerinnen und Expertinnen aus Erfahrung gestalten und entwickeln die Forschungsschritte mit. Im Herbst 2015 wurde die Forschungskooperative gegründet.

Die Forschungskooperative setzt sich zusammen aus:
Mitarbeiterinnen aus 21 verschiedenen Fachberatungsstellen des bff
Ans Hartmann, Geschäftsstelle bff
Prof. Dr. Ariane Brenssell und Nadine Wehner (wiss. Mitarbeiterin) von der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule

Im November 2015 fand ein erster partizipativer Forschungsworkshop mit Mitgliedseinrichtungen des bff statt. Ein zweiter partizipativer Forschungsworkshop folgte im Herbst 2016. Begleitend wurden zahlreiche Interviews mit Berater*innen und Expert*innen aus Erfahrungen / betroffenen Frauen geführt. Im Rahmen von "Meine Stimme zählt" konnten Betroffene ihre Geschichte und ihre Ideen davon, was Ihnen im Bearbeitungsprozess und in der Beratung geholfen hat, an das Projekt schicken.

Im November 2017 werden sich die Forschenden zu einem abschließenden partizipativen Forschungsworkshop treffen.